Der Mensch - ein Säugetier der Traglinge
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Über experimentelle Forschung an Neugeborenen und Säuglingen

Das Dilemma der Säuglingsforschung ist, dass sie einerseits einen Paradigmenwechsel in der Auffassung von der Kompetenz junger Säuglinge herbeigeführt hat. Andererseits stresst die Experiment-Situation viele der jüngsten Versuchspersonen. Die Anzahl der weltweit durchgeführten psychologischen Experimente mit Säuglingen ist nicht unbedeutend. Aus diesem Grund sollten die ethischen Aspekte der angewandten Methoden hinterfragt werden. In den Versuchsanordnungen wird keine Rücksicht auf die wahrscheinlich angeborene Erwartung des Säuglings von kontinuierlichem Körperkontakt genommen.

In den (norwegischen) ethischen Grundsätzen wird feststellt: Die Menschenwürde besagt, dass jeder von uns Interessen hat, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen, selbst wenn neue Einsicht erlangt oder auf andere Weise der Allgemeinheit gedient werden könnte. Deswegen behaupte ich, dass die speziellen Interessen der jüngsten Versuchspersonen durch eigene, klar definierte ethische Grundsätze beschützt werden müssen.

In der Helsinki-Deklaration (World Medical Association, 2000), Absatz 21 heißt es: „Das Recht der Versuchspersonen auf Wahrung ihrer Unversehrtheit (Integrität) muss stets geachtet werden“. Integrität (Unversehrtheit) definiere ich hier als „Ganzes“. Sehen wir dann den Menschen als ein „gegliedertes Ganzes“ - ein außerordentlich komplexes und wunderbar funktionierendes System*, dann bedeutet Integrität eine Übereinstimmung im System. Das System kann durch umweltbedingte Überlastungen, wie Ignoranz der primären Bedürfnisse und durch Kränkungen, beschädigt werden. In unserer Kultur müssen Säuglingen von Anfang an eine Reihe von stressenden, schmerzhaften Ereignissen aushalten: Viele unangenehme Geburtsroutinen, Blutproben, täglich stundelanges von der Mutter Getrennt-Sein, Fölingtest, Vitamin K-Spritze, später regelmäßige Untersuchungen, Impfungen und außerdem noch häufig unsichere und gestresste Eltern. Für eine Versuchsperson kommt eventueller Stress rund um das Experiment noch dazu.

Eine Einzelepisode hinterlässt selten einen bleibenden Schaden. Es ist die Summe von Ereignissen und von Stressfaktoren, die Bedeutung bekommen. Aber wer weiß wo die Grenze des einzelnen Individuums liegt, wann Schäden in seinem System ernsthafte Konsequenzen bekommen? Die Forscher/ Forscherinnen können nur öffentliches Vertrauen erwarten, wenn sie die vitalen Interessen der Versuchspersonen berücksichtigen - wenn sie das Risiko für mögliche (zusätzliche) Schäden auf ein Minimum beschränken. Voller Text

*Stettbacher, J. Konrad (1990). Wenn Leiden einen Sinn haben soll.
Hamburg: Hoffmann und Campe

 



Last updated: november 2006

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