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Der Mensch - ein Säugetier der Traglinge |
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Erste Seite Artikel: • "Auf Mutters Bauch" • "Säuglings- Försorge- Evolutionäres Modell" • "Experimentelle Säuglingsforschung" Vortrag: Sonstiges: |
Mit dem Zettel in der einen Hand, schiebe ich mit der anderen den Einkaufswagen. Ich höre das Schreien eines Säuglings, kann ihn aber nicht sehen. Ich versuche, mich auf die Einkaufsliste zu konzentrieren. Trotzdem - das Schreien des Säuglings dringt immer wieder in mein Bewusstein. Wenn nun der Vater sein Kind in einem Tragetuch oder einer Schlinge fest an den Körper gebunden hätte, hätte er dennoch die Waren aus den Regalen und Gefriertruhen holen, alles auf den Ladentisch legen, bezahlen und alle Sachen in Tüten füllen können mit beiden Händen! Und das Kleine hätte aufmerksam dem Papa von seinem aufrechten Beobachtungsposten aus zusehen können. Statt dessen lag es verzweifelt weinend in einer wenig angenehmen Position da. Das Kind am Körper zu tragen, ist keine neumodische Erfindung. Es ist die älteste und am längsten praktizierte aller Transportformen durch die Evolution des Menschen hindurch - sie gehört zu unserer Phylogenese, d.h. zu der Geschichte unserer Gattung. Unsere Phylogenese besteht (unter anderem) aus Erinnerungen an die Erfahrungen, die sich im Laufe unserer Evolution in uns niedergeschlagen haben: Die Erfahrungen, die eine Generation gemacht hat und die zum Überleben beitrugen, wurden an die nächste Generation weiter gegeben, die es an die nächste Generation weiter gab, die es dann wiederum weiter gab ... Nach und nach schlugen sich diese Erfahrungen in unseren Genen als Erinnerungen oder vorzeitliche Umweltspuren nieder. Wir könnten sagen, dass die Fürsorge, die unsere Vormütter in Jahrmillionen (also schon lange bevor der Mensch - Homo sapiens sapiens - evolviert wurde) ihren Sprösslingen gegeben haben, wahrscheinlich zu einer genetisch bedingten Erwartung geworden ist - einer Erwartung, mit der jedes Neugeborene zur Welt kommt: Das Getragen-Werden kann Konsequenzen für die menschliche Entwicklung bekommen haben. |
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